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ÖEHV-Team bleibt am Boden: "Wir sind nicht Weltmeister"

Die Sensation gegen Kanada soll nicht zur Überheblichkeit verleiten lassen. Der Zusammenhalt ist groß, der Fokus auf die Schlüsselspiele gerichtet.

ÖEHV-Team bleibt am Boden: Foto: © GEPA

Sei es die Karlsbrücke, die Rathausuhr oder die berühmte Burg auf dem Hradschin - Prag bietet genügend Sehenswürdigkeiten, um bei einem Spaziergang abzuschalten und den Kopf freizubekommen.

Gelegenheit dazu hatten die Eishockey-Cracks am Mittwoch, dem Tag nach dem sensationellen 6:7 nach Overtime gegen Kanada.

Kommentar: Ein Abend voller Emotionen und Freudentränen >>>

Die Sonne strahlte mit den Österreichern, die von Teamchef Roger Bader bis zum Abend freibekamen, um die Wette.

Allmählich legten sich die Emotionen, die sich in den Stunden zuvor aufgebaut und für große Euphorie nicht nur in der tschechischen Hauptstadt, sondern auch in der Heimat gesorgt hatten. Die Bilder aus der O2-Arena gingen um die Welt.

Da die Fassung zu bewahren, ist keine einfache Aufgabe. Das ÖEHV-Team wirkt aber derart gefestigt, dass es auch aus diesem Spiel die richtigen Lehren ziehen wird - sowohl positiver als auch negativer Natur.

Peter Schneiders Worte waren vielsagend: "Man muss schon am Boden der Tatsachen bleiben. Wir haben einen Punkt, sind nicht Weltmeister. Wir haben ein super Spiel abgeliefert, müssen auch das Selbstvertrauen, aber überhaupt keine Überheblichkeit mitnehmen."

Zusammenhalt in guten wie schlechten Zeiten

(Artikel wird unterhalb des Videos fortgesetzt)

Die strahlenden Akteure wussten das Geschehene schon kurz nach Spielende richtig einzuordnen, was wiederum einiges über den Charakter dieser Truppe aussagt.

Der ist ebenso groß wie der Zusammenhalt, der unter den Spielern herrscht. Marco Rossi strich das Teamgefüge heraus: "Es hilft natürlich, dass wir uns alle sehr gut kennen und wissen, wie jeder tickt. Wir sind zusammengeschweißt und sehr gute Freunde geworden."

Dass dies in solch einem Spiel wie gegen Kanada eine große Rolle spielen kann, ist selbstredend.

"Wir pushen uns sehr, auch wenn es nicht gut läuft, sagen wir, dass wir besser sein müssen", so der NHL-Export, der die in Nordamerika praktizierte "Never give up"-Mentalität zum Nationalteam mitgenommen und jeden Teamkollegen damit angesteckt hat.

Bereits gegen die Schweiz ließ sich die ÖEHV-Auswahl nicht unterkriegen, verkraftete mehrere Rückschläge wie eine vergebene Zwei-Tore-Führung. Lediglich die Belohnung für eine starke Leistung blieb aus.

Das 5:6 50 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit schmerzt immer noch, vor allem weil die verhängte Strafe gegen Bernd Wolf schlichtweg keine war. Dem Ärger wich jedoch schnell die Zuversicht, die diese knappe Niederlage gegen eine Top-Nation brachte.

Der Fokus liegt auf den Schlüsselspielen

Fünf Tore gegen die Schweiz, nun sechs Tore gegen Kanada - elf Tore in zwei Spielen gegen die Nummer 1 und 7 der Welt, als vergleichsweise kleines Österreich, die Nummer 16 der Welt. Das hat hohe Aussagekraft.

Teamchef Bader merkte nicht ohne Grund an, dass in der WM-Vorbereitung nie mehr als zwei Tore in einem Spiel gelungen waren. "Wir haben gezeigt, dass wir auch gegen solche Gegner Tore schießen können", sagte Manuel Ganahl folgerichtig.

Eine weitere von unzähligen Erkenntnissen, die Österreich in den ersten drei Spielen in Prag bereits sammeln konnte. Die mitunter wichtigste wird trotzdem immer noch sein: Der Klassenerhalt entscheidet sich frühestens gegen Norwegen und spätestens gegen Großbritannien.

Da war man sich im ÖEHV-Lager einstimmig einig. "Wir wissen, die entscheidenden Spiele sind die letzten zwei. Darauf sind wir voll fokussiert", meinte Bader.

Schneider ergänzte: "Auch mit diesem Spiel könnte es auf das letzte (gegen Großbritannien, Anm.) ankommen, dass wir erstklassig bleiben." Deshalb müsse man bescheiden bleiben und stetig auf Verbesserung aus sein.

"Dieser Zusatzpunkt kann uns noch helfen"

Zunächst warten aber noch zwei "Bonusspiele" gegen Finnland, den Weltmeister von 2022, und Tschechien, den Gastgeber dieser Weltmeisterschaft. Alle Spiele der Eishockey-WM im LIVE-Ticker von LAOLA1 >>>

Bader betonte: "Wir wussten, dass wir in diesen drei Spielen normalerweise keine Punkte holen. Im Sport ist nicht immer alles normal."

Davon auszugehen, dass gegen die nächsten zwei Großnationen Zählbares herausspringen wird, wäre vermessen. Es geht darum, die nächsten Schritte zu gehen, um in den zwei tatsächlichen Schlüsselpartien auf dem höchsten Level agieren zu können.

Aber: "Wenn Punkte auf dem Weg da sind, nehmen wir diese mit", lächelte Bader. Logisch, denn: "Dieser Zusatzpunkt (gegen Kanada, Anm.) kann uns bei unserem großen Ziel noch helfen."

Nebenbei sorgen solche Spiele dafür, dass der Eishockey-Sport in Österreich eine größere Plattform erhält. Rossi hoffte, "mehr Leute zum Eishockey zu bringen." Wenn die WM auf ähnliche Weise weitergeht, wird dies (hoffentlich) auch passieren.


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